Herz über Hirn | Demenzberatung | DGKP, Johannes Hainzl, APN
Das Interesse für einen Sozialberuf, genauer gesagt einen Job im Krankenhaus kam in meinem Leben erstmals im Jahr 1999 auf. Damals war ich fünfzehn Jahre alt, selbst Patient im Unfallkrankenhaus, und unterhielt mich blendend mit den alten Menschen, die auf derselben Station lagen wie ich.
Im achtzehnten Lebensjahr zog von meinem Elternhaus zu meiner an Krebs erkrankten Großmutter, um sie im Alltag zuhause unterstützen zu können. Eine sehr prägende Zeit, die mich noch weiter in Richtung Sozialberuf zog, noch bevor ich die Berufsreifeprüfung abgelegt hatte.
Meine Matura absolvierte ich im Jahr 2003 und verbrachte danach ein Jahr mit allfälligen, typischen Studentenjobs, bis ich schließlich zum Zivildienst einberufen wurde und dabei erstmals in meinem Leben den Pflegeberuf und den Alltag in einem Krankenhaus richtig kennenlernte.
Anfangs noch erschreckt von den Zuständen und der großen Zahl hilfebedürftiger Menschen entdeckte ich schnell, dass mir das Arbeiten mit kranken und älteren Personen sehr viel Sinn für mein eigenes Leben zurückgab.
Ich beschloss also Gesundheits- und Krankenpfleger zu werden und absolvierte meine Ausbildung am Krankenhaus Hietzing in Wien bereits in einer Sonderfunktion. Alle drei Ausbildungsjahre hindurch war ich Schulsprecher der Krankenpflegeschule in der Jagdschlossgasse und hielt im Jahr 2008, in meinem eigenen Diplomjahrgang, sogar die Abschlussrede – stellvertretend für alle Absolventen und Absolventinnen der Wiener Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege meines Jahrgangs im Wiener Rathaus. Nach sechs Berufsjahren auf einer chirurgischen Station, wo ich mir viel Wissen zum Thema Wundbehandlung und Versorgung aneignen konnte, beschloss ich meiner Karriere als Pflegeperson eine Wendung zu geben und bewarb mich 2015 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.
Im Ordenskrankenhaus standen mir nun plötzlich ganz andere, neue Optionen offen. Meine Arbeitsweise – besonders mein kommunikativer Umgang mit desorientierten Personen – fiel meinen Kolleginnen und Kollegen schnell auf, bis hin zur Pflegedirektion. So kam es, dass mir die Mitarbeit im Arbeitskreis „demenzfreundliches Krankenhaus“ angetragen wurde, wo ich mit Engagement und Begeisterung mitwirkte.
Schließlich wurde im Arbeitskreis beschlossen, dass man die Expertise im Bereich Demenzerkrankungen in Form einer speziell und vertieft ausgebildeten Pflegeperson im hiesigen Haus etablieren wolle.
Ich meldete mich sobald es ging für besagte Position und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien schickte mich zum berufsbegleitenden Studium „Academic Advanced Practice Nursing“ (zu Deutsch: akademische, vertiefte und erweiterte Pflegepraxis) an die FH
Oberösterreich, Standort Linz – wo ich nach vier Semestern im September 2017 meinen Abschluss machte. In meiner Studienzeit entstand auch die theoretische Grundlage für mein Großprojekt „Auf Augenhöhe mit Demenz“, welches zum Ziel hatte möglichst viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eines Krankenhauses für das Krankheitsbild „Demenz“, mit all seinen unterschiedlichen Ausprägungen, zu sensibilisieren.
Mit der Pflegedirektion des Hauses und der Unterstützung der dortigen Hausleitung wurde ich in der Mitte des Jahres 2018 in der
neuen, bislang noch nicht existenten Position als Demenzberater eingesetzt. Mittlerweile ist diese Position erfolgreich implementiert und ein fixer Bestandteil des Angebots im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien.
Im Zuge der Berater-Tätigkeit konnte ich in den letzten Jahren einen stetig steigenden Bedarf an Demenzberatungleistungen auch außerhalb des Krankenhauses feststellen und beschloss daher, meine Dienstleistungen künftig auch in Form eines eigenen Kleinunternehmens anzubieten.
Meine Arbeit als freiberuflicher Demenzberater hat zwei Schwerpunkte:
In all den Jahren der persönlichen Entwicklung und Veränderung, des Arbeitens unter extremen Bedingungen während der Corona-Pandemie und der zahlreichen zwischenmenschlichen Konflikte, die ich in meiner Arbeit erleben und schlichten durfte, bin ich meinem Grundsatz immer treu geblieben:
Unsere hektische, getriebene Gesellschaft kann von Menschen mit Demenz viel lernen – und zwar in den Bereichen Empathie, Emotion und persönlicher Begegnung von Mensch zu Mensch.
Passend zu diesem Grundsatz möchte ich mit Ihnen abschließend ein Zitat des britischen Erfolgsautors Terry Pratchett (der selbst an Demenz erkrankt war), teilen: